Gianni Crea wacht im Vatikan über 2979 Schlüssel. Sie führen zu uralter Kunst und in die menschenleere Sixtinische Kapelle
Eine Handvoll Besucher darf den Schlüsselhüter manchmal bei seiner frühmorgendlichen Aufsperrrunde durch die prunkvollen Gemächer und Säle der Vatikanischen Museen begleiten. Bald werden sie hier vor dem eisernen Portal mit den massiven Knöpfen wieder Schlange stehen. Hier und weiter unten auf dem dreispurigen Viale Vaticano, die Via Leone IV hinunter an der Gelateria mit ihrer cremigen Stracciatella vorbei bis zur Piazza Risorgimento und zu ihren auffällig hohen Palmen. 770 Meter lang wird die Schlange an einem gewöhnlichen Tag sein; 28 000 Menschen werden Einlass durch diese Türe wünschen. Das Knattern der Vespas und das Hupen der Autos wird die Luft erfüllen, wenn das Tor um 8 Uhr 30 geöffnet wird, und alle feinen Geräusche schlucken. Ein so feiner Laut wie das Entriegeln eines Schlosses wird dann nicht mehr gehört werden, untergehen im Alltagsgetöse Roms. Doch jetzt, um 5 Uhr in der Früh, kurz vor dem ersten Licht des Tages, ist es hier stiller als in eine...