Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom Mai, 2023 angezeigt.

Gianni Crea wacht im Vatikan über 2979 Schlüssel. Sie führen zu uralter Kunst und in die menschenleere Sixtinische Kapelle

Eine Handvoll Besucher darf den Schlüsselhüter manchmal bei seiner frühmorgendlichen Aufsperrrunde durch die prunkvollen Gemächer und Säle der Vatikanischen Museen begleiten. Bald werden sie hier vor dem eisernen Portal mit den massiven Knöpfen wieder Schlange stehen. Hier und weiter unten auf dem dreispurigen Viale Vaticano, die Via Leone IV hinunter an der Gelateria mit ihrer cremigen Stracciatella vorbei bis zur Piazza Risorgimento und zu ihren auffällig hohen Palmen. 770 Meter lang wird die Schlange an einem gewöhnlichen Tag sein; 28 000 Menschen werden Einlass durch diese Türe wünschen. Das Knattern der Vespas und das Hupen der Autos wird die Luft erfüllen, wenn das Tor um 8 Uhr 30 geöffnet wird, und alle feinen Geräusche schlucken. Ein so feiner Laut wie das Entriegeln eines Schlosses wird dann nicht mehr gehört werden, untergehen im Alltagsgetöse Roms. Doch jetzt, um 5 Uhr in der Früh, kurz vor dem ersten Licht des Tages, ist es hier stiller als in einem Bergwald. Und dan

Vatikan: Klimakleber stehen vor Gericht

Im Vatikan stehen Aktivisten der „Letzten Generation“ seit Mittwoch wegen möglicher Sachbeschädigung vor Gericht. Vergangenen August hatten sich zwei von ihnen - eine 25 Jahre alte Kunststudentin sowie ein 62 Jahre alter Gesundheitspfleger - am Podest der weltbekannten Laokoon-Skulptur in den Vatikanischen Museen festgeklebt. Ein weiteres Mitglied filmte die Aktion. Nach einer ersten Blitzanhörung im vergangenen März, zu der die Angeklagten nicht erschienen waren, erschienen nun die beiden Umweltaktivisten am Mittwoch vor Gericht, um ihren Fall vor dem vatikanischen Gerichtspräsident Giuseppe Pignatone zu verteidigen. „Wir waren absolut nicht der Meinung, dass wir Schaden anrichten würden“, so die Verteidigung der beiden anwesenden Angeklagten. Die dritte Angeklagte war zu dem Termin im Vatikan nicht erschienen. Den Öko-Aktivisten wird vorgeworfen, „ein öffentliches Denkmal von unschätzbarem historischem und künstlerischem Wert“ beschädigt zu haben. Nach vatikanischem Recht kann

Auto rast durch ein Tor in den Vatikan - Mann festgenommen

Panik in der Vatikanstadt: Ein Auto durchbricht mit hoher Geschwindigkeit ein Tor des Kleinstaates. Aber die Entwarnung kommt schnell. Ein Auto ist am Donnerstagabend durch ein Tor in die Vatikanstadt gerast. Das Auto erreichte das östliche Sant'Anna-Eingangstor des Vatikans und durchbrach mit hoher Geschwindigkeit die beiden Kontrolltore der Päpstlichen Schweizergarde und des Gendarmeriekorps des Vatikanstaates, wie der Heilige Stuhl mitteilte. Zunächst näherte sich demnach das Auto und wurde von der Schweizergarde abgewiesen. Nach einem Manöver kehrte es zurück und raste in den  Vatikan . Bei dem Versuch, das Auto zu stoppen, gab eine der vatikanischen Einsatzkräfte einen Schuss mit seiner Pistole auf die Vorderreifen des Fahrzeugs ab. Obwohl er das Fahrzeug am linken vorderen Kotflügel traf, setzte der Wagen seine Fahrt fort. Das Auto erreichte indes den Innenbereich hinter dem Tor und den Cortile di San Damaso, den zentralen Hinterhof des Apostolischen Palastes. Hier w

Vatikan-Briefmarken zu Friede: Größtes Gut der Menschen

Der Vatikan setzt ein weiteres Zeichen für den Frieden: Diesen Dienstag gibt das Markenamt eine neue Serie Postwertzeichen zum Thema Frieden heraus. Eine Marke zeigt so etwa zwei bunte Arme in Herzform, die sich überschneiden und die Hände reichen, eine andere Papst Franziskus mit Ukraine-Flagge. Am 16. und 17. Mai 2023 gibt es die Marken mit Sonderstempel bei der Vatikanpost unter den Kolonnaden des Petersplatzes. Die beiden dem Frieden gewidmeten Briefmarken sind Teil der Europa-Serie 2023 des vatikanischen Briefmarkenamtes. Die Marke im Wert von 0,10 € zeigt Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz am 6. April 2022, als ihm eine ukrainische Flagge übergeben worden war, die aus der Stadt Butscha kam, wo gerade ein schreckliches Massaker stattgefunden hatte . Papst Franziskus bat bei dieser, wie vielen weiteren Gegelegenheiten seit dem Angriffskrieg, um Frieden für die Ukraine und darum, den Krieg dort und das Leid der Menschen nicht zu vergessen und für sie zu beten. Die zwe

Der schwär­zes­te Tag in der Geschich­te der Schweizergarde

Die Plünderung Roms durch führungslose Truppen Kaiser Karls V. am 6. Mai 1527 geriet zum Blutbad, das auch 147 Schweizergardisten das Leben kostete. Noch heute werden Spuren des «Sacco di Roma» entdeckt. Papst Clemens VII. wird während der Plünderung Roms 1527 von Schweizergardisten  auf seiner Flucht aus dem Vatikan beschützt.  Illustration von Marco Heer Thomas Weibel ist Journalist und Professor für Media Engineering an der Fachhochschule Graubünden und der Hochschule der Künste Bern. Atemlos hasteten die 43 Männer durch das von Fackeln spärlich erleuchtete Tonnengewölbe des «Passetto di Borgo» in Rom, jenes 800 Meter langen, von aussen als gewöhnliche Mauer getarnten Ganges, der vom Vatikan zur Engelsburg führt. 42 der Flüchtenden waren Schweizergardisten unter der Führung ihres Leutnants Herkules Göldli aus Zürich, einer war Papst Clemens VII. höchstselbst. Der Ausbruch gelang, und die Gardisten und der Papst erreichten die Engelsburg unversehrt. Papst Cleme

Matthäus Schiner: Ein Walliser im Zentrum der Macht

Vom Bauernsohn zum fast-Papst: Der aus dem Oberwallis stammende Matthäus Schiner (um 1465-1522) war während dem Höhepunkt der Eidgenössischen Macht in Europa eine entscheidende Figur der europäischen Politik und ist bis heute umstritten. Matthäus Schiner in einem Porträt von 1784. Hintergrund: Brief von Bischof Matthäus Schiner an den gesandten in Rom, ohne Datum. James Blake Wiener ist Historiker, Mitbegründer der World History Encyclopedia, Autor und PR-Spezialist, der in Europa und Nordamerika als Dozent tätig ist. Nach einem ebenso facettenreichen wie turbulenten Leben als Kardinal, Fürstbischof, Kirchenfürst, Heerführer und energischer Diplomat starb Matthäus Schiner am 1. Oktober 1522 in Rom an der Pest . Er feierte einen spektakulären Aufstieg von seinen bescheidenen Anfängen als Sohn eines Walliser Bauern bis hin zu einer Leitfigur der frühneuzeitlichen europäischen Politik und gehört noch heute zu den beeindruckendsten und umstrittensten Persönlichkeiten der Schw