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Altgermaniker und Rom-Fan: Ruedi Heim ist neuer Domherr in Bern

Er war früher Bischofsvikar, ist nun Domherr – und hat schon länger einen Wikipedia-Artikel: der Berner Pfarrer Ruedi Heim (53). Er hat an der Gregoriana in Rom studiert, ist ein Freund der Schweizergarde – und feiert an Weihnachten Geburtstag.https://drive.google.com/uc?export=view&id=1Jyk8T-Mscc1k79Q7KTIgQrgqKIlbFky5

Guten Morgen, Herr Heim. Muss ich Sie jetzt mit «Herr Domherr» ansprechen?

Ruedi Heim* (lacht): Den Domherrn können Sie weglassen. Ausserdem beginnt diese Aufgabe erst im Januar.

Warum ist Alex Maier aus Langenthal als nichtresidierender Domherr zurückgetreten?

Heim: Er hat die Stelle gewechselt. Der nichtresidierende Domherr des Standes Bern muss im Kanton Bern wohnen. Alex Maier ist jetzt in Baselland tätig.

Warum wurden Sie gewählt?

Heim: Das weiss ich doch nicht. Das Domkapitel hat eine Liste an den Berner Regierungsrat geschickt. Die Liste ging retour an den Bischof. Und Bischof Felix Gmür hat mich dann ernannt.

Das heisst, Bischof Felix vertraut Ihnen und findet: Sie sind in Bern das beste Pferd im Stall?

Heim: Vielleicht. Aber das müssen Sie den Bischof fragen.

Wie hoch fällt die Gehaltserhöhung aus?

Heim: Keine Ahnung. Ich bekomme mein Geld von der Landeskirche. Wie viel das ab Januar ist, weiss ich noch nicht. Ist mir aber auch nicht so wichtig.

Warum gibt es überhaupt Domherren des Standes Bern?

Heim: Der Kanton Bern hat gemäss Konkordat von 1828 einen residierenden und zwei nichtresidierende Domherren. Damals schloss der reformierte Kanton für seine Katholiken und Katholikinnen einen Völkerrechtsvertrag mit dem Heiligen Stuhl ab. Bern hatte damit vor allem den katholischen Teil im Jura im Blick.

Welche Aufgaben hat ein Domherr?

Heim: Die Domherren sind ein wichtiges Beratungsgremium des Diözesanbischofs. Der residierende Domherr des Standes Bern ist Weihbischof Denis Theurillat. Er unterstützt den Bischof in der Leitung der Diözese in verschiedenen Aufgaben in Solothurn. Die nichtresidierenden Domherren sind in den Pfarreien des Bistums tätig. In unserem Bistum werden die Domherren durch den Bischof auch mit der Firmspendung beauftragt.

Ausser der Bischofswahl: Wann haben Sie als Domherr Ihren grossen Auftritt?

Heim: Ich weiss, dass Domherr Christian Schaller in gewissen Fragen mit dem Kanton in Kontakt steht. Aber ich weiss noch nicht genau, was auf mich zukommt.

«Erst einmal werde ich dem Bischof zuhören, was er mir zu sagen hat.»

Als Domherr beraten Sie den Bischof. Welchen Rat geben Sie Bischof Felix?

Heim: Erst einmal werde ich zuhören, was er mir zu sagen hat. Und wozu er überhaupt einen Rat hören will.

Warum wurden Sie 1997 in Rom zum Priester geweiht?

Heim: Ich habe in Rom studiert und in der Zeit im Germanikum gewohnt. So kam es, dass ich am 10. Oktober 1997 vom damaligen Bischof von Mainz geweiht wurde, Karl Lehmann. Dieser wurde ein paar Jahre später zum Kardinal ernannt.

«Wir kennen uns, wir tauschen uns regelmässig aus.»

Kardinal Lehmann stand für einen liberalen Katholizismus. Welche Botschaft hat er Ihnen mitgegeben?

Heim: Er war leutselig, sympathisch, zugewandt. 1997 tobte der Konflikt um die Schwangeren-Konfliktberatung. Er hat uns damals erzählt, welche Kämpfe er mit der Kurie austrägt.

Sie gehören zu den Altgermanikern – das ist eine Art katholischer Rotary-Club für Alumni des Germanikums, die später in der Schweiz Karriere machen. Dazu gehört etwa der Basler Generalvikar Markus Thürig. Was verbindet die Altgermaniker – ausser nostalgische Erinnerungen an Rom?

Heim: Ich glaube, Sie überschätzen unseren Einfluss. Zum Beispiel ist derzeit kein Altgermaniker Bischof in der Schweiz. Wir kennen uns, wir tauschen uns regelmässig aus, wir sind mit unserer internationalen Erfahrung etwas anders aufgestellt als Priester, die nur in ihrer Diözese studiert haben. Darüber hinaus aber liebe ich Rom als Stadt und begleite seit einem Jahrzehnt die Informationsreisen zur Schweizergarde.

Wie oft werden Sie über Weihnachten die Heilige Messe feiern?

Heim: Sieben Mal, darunter einmal am Heiligen Abend.

Nur einmal?

Heim: Ja, weil wir von 16 bis 22 Uhr Gottesdienste im Halbstundentakt anbieten. Zeitlich können wir keine Messen anbieten, wenn wir möglichst viele Menschen einladen wollen. Wir beginnen mit dem Lukas-Evangelium, danach gehen wir zur Krippe, gefolgt von der Kommunion und dem Lied «Stille Nacht», das wir ohne Singen musikalisch intonieren.

«Die Situation der Christen wird immer schwieriger, weshalb auch ihre Zahl abnimmt.»

Und wenn der Heilige Abend rum ist – wie feiern Sie dann Weihnachten?

Heim: Dann gönne ich mir ein Glas Rotwein. Und ich feiere in meinen Geburtstag rein.

Hat man zum Weihnachtsfest einen anderen Bezug, wenn man ein Christkind ist? Sie haben am 25. Dezember Geburtstag…

Heim: Nein. Für mich ist das ganz normal, dass an Weihnachten zugleich mein Geburtstag gefeiert wird.

Sie sind Prior im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Haben Sie dadurch zum Wunder von Bethlehem noch einen anderen Bezug?

Heim: Der Ritterorden unterstützt materiell und spirituell die Christinnen und Christen am geographischen Ursprungsort unseres Glaubens. Ihre Situation wird immer schwieriger, weshalb auch ihre Zahl abnimmt.

Was wünschen Sie Bischof Felix zu Weihnachten?

Heim: Geduld und Kraft für seine Arbeit.

* Ruedi Heim ist Pfarrer in Bern-West. Er hat in Freiburg und in Rom studiert. Von 2004 bis 2018 war er Bischofsvikar in der Diözese Basel und Regionalverantwortlicher für die Bistumsregion St. Viktor (Luzern, Schaffhausen, Thurgau und Zug). Seit 2018 ist er Leitender Priester des Pastoralraums Region Bern.

  • siehe Artikel kath.ch via LINK.

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