Ein Biber für den Papst: Wie der Schweizergardist Claude Frei aus Walzenhausen seine Vereidigung erlebt hat
Die Kirchenuhr des Vatikans schlägt fünf Uhr. Pünktlich startet die Zeremonie. Schweizer Präzision eben. Nur wenige dürfen auf den Stühlen im Damasus-Hof des Apostolischen Palastes Platz nehmen. Eingeladen sind die Eltern und Geschwister der zu vereidigenden sowie die Familien der aktiven Gardisten. Dazu Vertreter der Politik, des Militärs und Kirchenangehörige. Alle mit Schutzmaske.
Der Einmarsch ist feierlich, die Begrüssung und anschliessende Rede des Gardekommandanten Oberst Christof Graf ist eindrücklich. Er spricht von den Pflichten gegenüber den Gardisten. So sei es unabdingbar, ihnen eine gute Grundausbildung, gute Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie eine sichere Zukunft zu garantieren. Dies bedinge, sich den ständig verändernden Situationen anzupassen und nicht am Alten festzuhalten:
«Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers».
Treffender hätte er nicht zitieren können. Es folgen Worte des Gardekaplans Thomas Widmer in Deutsch, Französisch, Italienisch und Romanisch. In den vier Landessprachen werden die 34 Schweizergardisten gleich vereidigt.
Die Päpstliche Schweizergarde ist die kleinste und älteste Armee der Welt. Bild: Keystone
Treue gegenüber dem Heiligen Vater
In der Gran-Gala-Uniform, dem Harnisch samt Brustpanzer, stehen sie da. Zuvorderst Claude Frei aus Walzenhausen. Er legt den Eid als erster ab und verspricht damit Treue gegenüber dem Heiligen Vater. Später am Telefon erzählt er, wie er den Tag erlebt hat:
«Um 5 Uhr haben uns die Tambouren geweckt. Das war schon berauschend. Morgens haben wir dann zusammen mit unseren Familien die Messe besucht. Da kam ein erstes Kribbeln auf. Vor dem Mittag dann durften wir dem Heiligen Vater unsere Eltern vorstellen. Eine grosse Ehre.»
Über den geschenkten Biber, habe sich der Papst sehr gefreut, erzählt Frei. Der Walzenhauser ergänzt: «Er wusste noch, dass mein Bruder Yves ihm vor fünf Jahren auch einen mitgebracht hatte.»
Zu Mittag hat Frei dann mit seiner Familie gegessen. Dass alle seine Geschwister dabei waren, sei einfach unglaublich schön gewesen, erzählt der Ausserrhoder. Um drei Uhr musste er sich dann umziehen und ab halb fünf einstehen. Als er mit den anderen Gardisten um fünf einmarschierte und sie sich positionierten, sass ihm gegenüber der Bundesrat und dahinter sein Bruder. «Yves die ganze Zeit zu sehen, hat für mich den Moment noch schöner gemacht. Die Spannung, als ich als erster aufgerufen wurde, war wirklich riesig, denn man will nichts falsch machen», sagt Frei. Zurück im Pikett sei er vorerst wie «geflasht »gewesen. Erst später habe er realisiert, was gerade passiert war und die Spannung fiel von ihm ab. «Ich war einfach nur glücklich und berührt.»
Bis Juli 2022 in Rom
Der Schwur verpflichtet zur völligen Hingabe und Loyalität. Ein Leben lang. Die Vereidigung ist der Höhepunkt eines Gardisten, eines Soldaten der kleinsten und ältesten Armee der Welt. Frei wird noch bis Ende Juli 2022 in Rom sein. Was er danach machen wird, ist noch offen.
- Siehe Bericht SG Tagblatt via LINK.
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