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Gemelli-Klinik im Norden von Rom

Einen Schönheitspreis wird sie wohl nicht gewinnen: Die Gemelli-Klinik im Norden von Rom besteht aus ineinandergeschachtelten Zweckbauten. Doch dafür ist sie weltbekannt, denn sie hat einen prominenten Patienten: den Papst.
https://drive.google.com/uc?export=view&id=1BCa6lddUSSROAcIcHB9ZcbbIo2VXybPT

Stefan von Kempis- Vatikanstadt

Franziskus wurde am ersten Julisonntag hier eingeliefert und konnte das Krankenzimmer belegen, das traditionell im obersten, dem 10. Stockwerk, für den Papst freigehalten wird. Aus seinem Fenster hat man einen schönen Blick über Rom; in der Ferne sieht man die Peterskuppel. Der argentinische Papst wurde am Darm operiert, es war sein erster Gemelli-Aufenthalt seit Beginn seines Petrus-Mandats 2013.

Johannes Paul II. hingegen war in der Gemelli-Klinik nahezu Stammgast. Nicht weniger als zehn Mal lag der polnische Papst hier auf dem Operationstisch. Das erste Mal unmittelbar nach dem Attentat auf ihn, im Mai 1981. Ein türkischer Killer hatte auf ihn geschossen, im Gemelli kämpfte Johannes Paul um sein Leben.

Nach dem Attentat: Audio-Botschaft Johannes Pauls an die Welt da draußen

Vier Tage nach den Schüssen vom Petersplatz wandte sich der Papst direkt vom Krankenbett aus in einer Tonaufnahme von Radio Vatikan an die Menschen, die in aller Welt für seine Genesung beteten. 

„Liebe Brüder und Schwestern! Ich weiß, dass ihr in diesen Tagen und speziell in dieser Stunde mit mir verbunden seid. Ich danke euch bewegt für eure Gebete und segne euch alle. Ich bin besonders den beiden Personen nahe, die mit mir verletzt wurden. Ich bete für den Bruder, der auf mich geschossen hat; ich habe ihm aufrichtig vergeben. Vereint mit Christus, opfere ich meine Leiden auf für die Kirche und für die Welt. Dir, Maria, wiederhole ich: Ich bin ganz dein.“

Menschenmenge blickt 1996 zum päpstlichen Krankenzimmer hochMenschenmenge blickt 1996 zum päpstlichen Krankenzimmer hoch

Johannes Paul überlebte das Attentat – doch immer wieder musste er im Lauf der Jahrzehnte, aus diesem oder jenem Grund, zurück in die Klinik. Oft bauten sich Kamerateams im Hof der 1.800-Betten-Anlage auf und richteten ihre Teleobjektive auf die Rollläden im obersten Stockwerk. Dort liegt übrigens nicht nur das Krankenzimmer des Papstes, sondern auch eine Kapelle, eine Küche und Räume für seine Begleiter.

Angelus vom Fenster der Klinik aus

War er an einem Sonntag gerade in der Gemelli-Klinik, betete Johannes Paul den „Engel des Herrn“ vom Fenster seines Krankenzimmers aus. Zum Beispiel im Oktober 1996.

„Ich grüße herzlich alle, die hier in diesem Vatikan Nummer drei anwesend sind! Vatikan Nummer drei, weil der Petersplatz der Vatikan Nummer eins ist, und Castel Gandolfo die Nummer zwei. Die Nummer drei also ist die Poliklinik Gemelli geworden, seit 1981. Vatikan Nummer drei!“

Pius XI. stiftete einst das Gelände

Pius XI. hatte 1934 37 Hektar Land für die medizinische Fakultät der katholischen Heilig-Kreuz-Universität auf dem „Monte Mario“ zur Verfügung gestellt; später weihte Johannes XXIII. die Fakultät ein, und Paul VI. war es, der in den sechziger Jahren die Klinik feierlich ihrer Bestimmung übergab. Keiner dieser Päpste ahnte aber, dass einer ihrer Nachfolger das Gemelli mal zum „Vatikan Nummer drei“ erheben würde.

„Ich grüße euch! Ich danke diesem Vatikan Nummer drei, dieser Gemelli-Poliklinik für alles Gute, das ich hier vorgefunden habe – bei den Ärzten, den Schwestern und dem ganzen Personal. Und ich danke euch Pilgern, dass ihr den Weg gefunden habt, um zu diesem Vatikan Nummer drei zu kommen…“

„Und jetzt muss ich zurück ins Schlafzimmer!“

So schwierig ist der Weg allerdings gar nicht: Die Bimmelbahn von Rom nach Viterbo hält ungefähr alle halben Stunden direkt am Gemelli. Aus dem Fenster des päpstlichen Krankenzimmers kann man sie ankommen sehen.

„Und jetzt muss ich zurück ins Schlafzimmer! Hoffen wir, dass wir nächsten Sonntag den Angelus wieder im Vatikan Nummer eins beten, am Petersplatz!“

Zum Nachhören: Päpste in der Gemelli-Klinik in Rom - historische Tonaufnahmen

Papst-Statue am Haupteingang

Zum letzten Mal lag Johannes Paul II. im März 2005 in der Gemelli-Klinik, todkrank. Die Ärzte setzten ihm einen Luftröhrenschnitt. Zum Angelusgebet zeigte er sich am Fenster, aber sprechen konnte er kaum noch. * Kurz darauf verließ er die Gemelli-Klinik im Papamobil, stehend. Es war sein Abschied von Rom. Er kehrte in den Vatikan Nummer eins zurück, um zu sterben.

Heute erhebt sich vor dem Gemelli-Haupteingang eine Statue des polnischen Papstes, auf den Hirtenstab gestützt. Drumherum laden Bänke zum Sitzen ein. Eine kleine Oase der Ruhe im riesigen Gemelli-Komplex…

(vatican news)

  • Siehe Bericht via LINK.
  • Siehe Bericht der Entlassung von Papa Francesco via LINK.

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