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Johannes Paul I.: Ein neuer Seliger für die Weltkirche

Papst Franziskus hat ein Wunder anerkannt, das der Fürsprache von seines Vorgängers Johannes Paul I. zugeschrieben wird. Damit ist der Weg für eine Seligsprechung des beliebten Papstes frei. Albino Luciani war als Pontifex zwar nur 33 Tage im Amt, doch die Erinnerung an ihn ist in den Herzen vieler Gläubiger noch lebendig.

https://drive.google.com/uc?export=view&id=1lskJ9kURZtsEXP8fAEt2vm0KhXMxHYC-

An diesem Mittwoch, noch vor der Generalaudienz, hatte Papst Franziskus Kardinal Marcello Semeraro in einem Seitenraum der Audienzhalle empfangen. Bei dieser Gelegenheit ermächtigte er die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, ein Dekret zu verkünden, mit dem ein Wunder anerkannt wird, das der Fürsprache von Johannes Paul I. zugeschrieben wird.

Termin für Seligsprechung steht noch nicht fest

Protagonistin ist ein damals elfjähriges Mädchen in Buenos Aires, das an einer „fieber-assoziierten (akuten) Enzephalopathie mit refraktären Anfällen und einem septischem Schock“ litt und am Ende seines Lebens stand. Am 23. Juli 2011 wurde sie trotz ihres als hoffnungslos geltenden Gesundheitszustandes nach Anrufung des verstorbenen Papstes auf wundersame Weise geheilt. Die Initiative, sich um Hilfe an Johannes Paul I. zu wenden, ging vom Pfarrer der Pfarrei aus, zu der das Krankenhaus gehörte. Damit ist nun der Weg für die Seligsprechung des venezianischen Papstes frei - es fehlt nur noch der Termin, der von Franziskus festgelegt werden wird.


Albino Luciani als Bischof von Vittorio Veneto 1959


Am 17. Oktober 1912 wurde Albino Luciani in Forno di Canale (heute Canale d'Agordo) in der Provinz Belluno geboren, am 28. September 1978, nach nur 33 Tagen im Amt als Papst, starb er im Vatikan. Es handelte sich um eines der kürzesten Pontifikate der Geschichte. Luciani war der Sohn eines sozialistischen Arbeiters, der lange Zeit als Emigrant in der Schweiz gearbeitet hatte. In dem Brief, den ihm sein Vater mit der Erlaubnis zum Eintritt ins Priesterseminar schrieb, heißt es: „Ich hoffe, dass du, wenn du Priester wirst, auf der Seite der Armen stehst, denn Christus war auf ihrer Seite“. Diese Worte sollte der spätere Papst sein Leben lang in die Tat umsetzen.

1935 wurde er zum Priester geweiht und 1958, unmittelbar nach der Wahl von Papst Johannes XXIII., der ihn aus seiner Zeit als Patriarch von Venedig kannte, zum Bischof von Vittorio Veneto ernannt. Luciani nahm am gesamten Zweiten Vatikanischen Konzil teil und setzte dessen Richtlinien mit Begeisterung um. Er verbrachte viel Zeit im Beichtstuhl und war ein volksnaher Seelsorger. In den Jahren, in denen über die Rechtmäßigkeit der Antibabypille diskutiert wurde, sprach er sich wiederholt für eine Offenheit der Kirche in Bezug auf deren Verwendung aus, nachdem er die Anliegen vieler junger Familien angehört hatte. Nach der Veröffentlichung der Enzyklika Humanae Vitae, in der Paul VI. 1968 die Pille für moralisch unzulässig erklärte, stellte sich der Bischof von Vittorio Veneto jedoch hinter das Dokument und hielt sich an das Lehramt des Papstes. Paul VI., der auf den volksnahen Bischof aufmerksam geworden war, ernannte ihn Ende 1969 zum Patriarchen von Venedig und im März 1973 zum Kardinal.

Demut als Motto

Luciani, der das schlichte Motto „humilitas“, also „Demut“, für sein bischöfliches Wappen gewählt hatte, war ein Seelsorger, der ein nüchternes Leben führte - fest im Glauben verankert, aber offen in sozialer Hinsicht, nahe bei den Armen und den Arbeitern. Seine strenge Seite zeigte er, wenn es um die Verwendung von Geld zum Nachteil des Volkes ging: das bewies er unter anderem mit der Entschlossenheit, mit der er auf einen Wirtschaftsskandal in seiner Diözese Vittorio Veneto reagierte, in den einer seiner Priester verwickelt war. Sein Lehramt war geprägt vom Thema der Barmherzigkeit.

Sein Buch „Illustrissimi“, in dem er „Briefe“ an große Gestalten der Vergangenheit schrieb und mit Urteilen über die Gegenwart versah, wurde sehr erfolgreich. Besonderen Wert legte er auf die Katechese. Dabei sah er es als dringend nötig an, dass diejenigen, die die Inhalte des Glaubens vermitteln, sich allen verständlich machen. Nach dem Tod von Paul VI. wurde er am 26. August 1978 in einem nur eintägigen Konklave zu dessen Nachfolger gewählt. 


Der Name, den er sich als Papst gab, war aussagekräftig: Johannes und Paulus, also nicht nur ein Tribut an die beiden Päpste, die ihn zum Bischof und Kardinal gemacht hatten, sondern auch ein Zeichen der Kontinuität in der Umsetzung des Konzils. Er verzichtete auf die Verwendung des „Wir“, also des für den Papst gebräuchlichen Pluralis maiestatis, und weigerte sich in den ersten Tagen, den päpstlichen Tragstuhl zu benutzen. Erst als er feststellte, dass die Menschen, die nicht in den ersten Reihen standen, ihn nur schwer sehen konnten, wenn er zu Fuß unterwegs war, gab er dem Drängen seiner Mitarbeiter nach und ließ sich wieder auf dem erhobenen Stuhl durch die Menschenmengen tragen.


Die Mittwochsaudienzen während seines sehr kurzen Pontifikats sind freie Katechesen, ohne schriftlichen Text. Dabei zitierte der Papst Gedichte aus dem Gedächtnis, einmal lud er auch einen Ministranten ein, zu ihm zu kommen, und sprach ungezwungen mit ihm. In einer improvisierten Rede erinnerte er sich daran, dass er als Kind Hunger litt, und wiederholte die mutigen Worte seines Vorgängers über die „Völker des Hungers“, die die „Völker des Überflusses“ herausfordern. Bei seinem Angelus am 10. September 1978 formulierte er, dass Gott Vater, „noch mehr aber Mutter“ sei.

Er verließ den Vatikan nur ein einziges Mal, um seine Bischofskirche San Giovanni in Laterano in Besitz zu nehmen und die Würdigung des Bürgermeisters von Rom, des Kommunisten Giulio Carlo Argan, entgegenzunehmen. Vor dem Politiker zitierte der neue Papst den Katechismus des heiligen Pius X. und erinnerte daran, dass „zu den Sünden, die vor Gott nach Rache schreien“, „die Unterdrückung der Armen“ gehöre.


Papst Johannes Paul I. starb völlig unerwartet in der Nacht des 28. September 1978. Nach offiziellen Angaben wurde er von der Ordensfrau, die ihm jeden Morgen den Kaffee ins Zimmer brachte, leblos aufgefunden. In nur wenigen Wochen seines Pontifikats hatte er die Herzen von Millionen von Menschen erobert, dank seiner Einfachheit, seiner Bescheidenheit, seiner Worte zur Verteidigung der Letzten und seines Lächelns. Um seinen plötzlichen und unerwarteten Tod ranken sich viele Theorien; Verschwörungs-Narrative tragen zum Verkauf von Büchern und zur Produktion von Filmen bei. Eine mit Dokumenten unterlegte Untersuchung über seinen Tod, die den Fall endgültig klärt, wurde von der Vize-Postulatorin des Seligsprechungsprozesses, Stefania Falasca, angestellt („Cronaca di una morte“, Libreria Editrice Vaticana).

Der Ruf der Heiligkeit von Albino Luciani verbreitete sich sehr schnell. Viele Menschen haben zu ihm gebetet und beten noch immer zu ihm. Viele einfache Menschen und sogar eine ganze Bischofskonferenz (diejenige von Brasilien) haben um die Eröffnung des Seligsprechungsprozesses gebeten – eine Bitte, der im November 2003, 25 Jahre nach seinem Tod, entsprochen worden war. Im November 2017 hat Papst Franziskus den heroischen Tugendgrad des 33-Tage-Papstes anerkannt. Zu einer möglichen Seligsprechung fehlte bislang nur die Anerkennung eines Wunders – was an diesem Mittwoch nun geschehen ist.

(vatican news)

  • Siehe weiterer Bericht via LINK.

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