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Schweizergarde und Mercedes-Benz: Stets an der Seite des Papstes.

Seit 1930 begleitet ein Stern den Papst auf seinen Fahrten. Noch länger steht dem Pontifex die Schweizergarde zur Seite: seit über einem halben Jahrtausend.

https://drive.google.com/uc?export=view&id=1rdw_xICoDIkUwdDjntFSEVjx8bkQx_7y

9. November 2020 

Was haben Nürburg und der Papst gemeinsam? Richtig, den Mercedes-Benz Typ Nürburg 460. Das erste Achtzylinder-Modell von Daimler-Benz war 1930 ein Geschenk an den damaligen Papst – es gilt als erstes Papamobil. Damals hiess das Auto noch Rom-Wagen. Das Kofferwort, das sich aus den italienischen Begriffen «papa» («Papst») und «automobile» («Auto») zusammensetzt, kam erst später in den Sprachgebrauch. 

 

1930: Technik und Prunk
Der 1930 gelieferte Mercedes-Benz Typ Nürburg 460 unterschied sich vom herkömmlichen Modell vor allem durch den exklusiv gestalteten Innenraum: Der Papst sass im Fond auf einem mit Luftkissen gepolsterten und mit feinem Seidenbrokat bezogenen Thronsessel. Der Dachhimmel galt als Meisterwerk der Stickereikunst. Das Motiv: eine Taube, das Symbol des Heiligen Geistes. Passend dazu wurden nur die edelsten Hölzer und Metalle für die Innenausstattung verwendet. Nebst Prunk gab es auch allerneueste Technologien: Die getönten Fenster waren splitterfrei, eine frühe Form der Verbundglasscheibe.


https://drive.google.com/uc?export=view&id=16QaHLU-ebkaISVkhdrHf7dQLHfwM9Mjy


1960: Der Papst fährt stehend
Der zweite Mercedes-Benz im Vatikan war ein Geschenk an Papst Johannes XXIII. Es handelte sich um einen 5,64 Meter langen Mercedes-Benz Typ 300 mit einem sogenannten Landaulet-Aufbau. Ein Landaulet hat über den Fahrersitzen ein festes Dach und über dem Fond ein Verdeck, das man öffnen kann. Wie im ersten Papamobil gab es auch hier einen Thronsessel und zwei Klappsitze für Begleiter des Papstes.
 
Auf diesen Klappsitzen nahmen übrigens meist Schweizergardisten Platz. Sie gehören seit 1506 zur Leibwache des Pontifex. Die jungen Schweizer Männer sind nicht bloss pittoreske Zierde, sondern ausgebildete Personenschützer. Natürlich ist die Hellebarde nur Requisite, die Schweizergardisten tragen im Einsatz moderne Waffen. Sie werden sowohl im Nahkampf als auch in der modernen Terrorbekämpfung ausgebildet – unter anderem von der Kantonspolizei Tessin.

1965: Klima- und Gegensprechanlage
Auch der nächste Papst, Paul VI., erhielt ein Papamobil. Für viele Fans gilt der Mercedes-Benz 600 (W 100) als das schönste Papamobil überhaupt. Es steht heute im Mercedes-Benz Museum in Untertürkheim. Der Mercedes-Benz 600 mit langem Radstand war schlicht perfekt als Basis für das Papamobil, das ebenfalls als Landaulet ausgeliefert wurde. Selbstverständlich verfügte der 600 Pullman-Landaulet auch über eine Klimaanlage, die bewährte Gegensprechanlage zum Fahrer und eine elektrische Verstellung des Einzelsitzes. 

https://drive.google.com/uc?export=view&id=1_4m2SDTxR-Z1OA_Ric-uDx26ol61x-SC

1980: Konstant 3 km/h 
Das wohl berühmteste Papamobil ist das G-Modell, das eigens für den Papstbesuch von Johannes Paul II. in Deutschland gebaut wurde. Der 1978 gewählte Papst hatte besondere Wünsche: Die erhöhte Sitz- und Standposition sollte gut sichtbar sein. Dafür wurden zahlreiche Scheinwerfer eingebaut, um ihn auch bei Dämmerung zu erleuchten. Er verzichtete dafür auf einen prunkvollen Thron, sondern wollte lieber näher bei seinen Schäfchen sein, liebte er doch das Bad in der Menge. Zum Anforderungsprofil des Fahrzeugs gehörte: Es sollte geländefähig sein und ein Spezialgetriebe haben für konstant langsame Fahrten von 3 km/h. 

1985: Sicherheit wird Trumpf
Leider konnten auch Schweizergardisten das Attentat auf Johannes Paul II. im Jahr 1981 nicht verhindern, obwohl sie sich schützend auf ihn warfen und ihm so das Leben retteten. In der Folge wurden die Papamobile sicherheitstechnisch aufgerüstet. Der 1985 gelieferte Mercedes-Benz SE hatte eine Sonderschutzausrüstung. Man nannte den gepanzerten Mercedes auch «die Burg mit Aussicht».

2007: Ein deutsches Auto für den deutschen Papst
«Wir sind Papst», titelte 2005 eine deutsche Zeitung mit grossen Buchstaben, als Papst Benedikt XVI. zum neuen Pontifex gewählt wurde. So war das neue Papamobil also auch ein Gruss aus der Heimat. Der deutsche Papst bekam 2007 wieder eine G-Klasse, um sich bei den öffentlichen Mittwochsaudienzen den Gläubigen zu zeigen. Später bekam Papst Benedikt XVI. eine neue Version des Papamobils. Es handelte sich um eine verlängerte, rund fünf Tonnen schwere Sonderanfertigung auf Basis der M-Klasse. Eine ausfahrbare Treppe diente als Einstiegshilfe und ein beweglicher Thron erleichterte das Hinsetzen. Im schusssicheren Glaskorpus waren Aussen- und Innenlautsprecher sowie ein Mikrofon installiert. 

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