Direkt zum Hauptbereich

Vatikan-Experte: Papstwahl muss reformiert werden

Seit genau 400 Jahren wählen Kardinäle schriftlich und geheim den neuen Papst. Das alte Regelwerk gehört fest zur Tradition der Kirche. Vatikan-Experten finden aber: Die Papstwahl muss reformiert werden. Ein Deutscher macht konkrete Vorschläge.

https://drive.google.com/uc?export=view&id=15ErE7o436mAO8UkS6SpixdOSmj9PziSd

Die Wahl eines neuen Papstes zählt zu den emotionalsten Momenten der katholischen Kirche. Nachdem sich die Kardinäle tagelang abgeschottet haben, endlich die entscheidende Nachricht: "Annuntio Vobis Gaudium magnum: Habemus Papam" - "Ich verkünde euch eine große Freude, wir haben einen Papst".

https://drive.google.com/uc?export=view&id=1RibD5rdxYdvCwTWxnvk-cEQ8gs2cAv_t


Weißer Rauch kündigt neuen Papst an

Es gibt vorher keine öffentlichen Hochrechnungen oder gar Twitter-Botschaften von Insidern. Nur der weiße Rauch, der aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle aufsteigt, begleitet von den aufgeregten Stimmen der Journalisten, kündigt einige Stunden vor der Bekanntgabe an: Der neue Papst ist gewählt.

Nicht immer fand die Papstwahl unter absoluter Geheimhaltung statt. Festgelegt hat das erst Papst Gregor XV. im Jahr 1621, vor genau 400 Jahren. Zuvor war die Papstwahl öffentlich, der Einflussnahme von Königen und Kaisern waren keine Grenzen gesetzt, auch die Wahl eines Gegenpapstes war im Mittelalter nicht selten.

Papstwahl in Sixtinischer Kapelle unter Jüngstem Gericht

Das sollte sich mit der Bulle (päpstlicher Erlass) "Aeterni Patris Filius" ändern, erklärt der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk: "Gregor XV. sagt, jeder Kardinal hat eine gleichgewichtige Stimme, und diese Stimme wird im Geheimen abgegeben. Immer in der Sixtinischen Kapelle, immer unter dem jüngsten Gericht. Dann sieht er immer, wenn er zum jüngsten Gericht nach vorne läuft, dass, wenn er anders handelt, ihm die ewige Verdammnis droht."
https://drive.google.com/uc?export=view&id=1v6N0j73M9xRVwRpVUlq0e5wT-NIFlkAF

400 Jahre altes Regelwerk gilt bis heute

Die Regeln von Gregor XV. gelten grundsätzlich bis heute. Johannes Paul II. hat sie aber im Jahr 1996 angepasst. So ist inzwischen auch die Nutzung von Internet, Fernsehen, Telefon und Handys während der Wahl für die Kardinäle verboten.

Und er hat Punkte gestrichen: Zum Beispiel die Möglichkeit der Kompromisswahl. Das heißt: Wenn sich die Kardinäle nach vielen Wahlgängen nicht auf einen Kandidaten einigen konnten, bestimmten sie fünf Favoriten aus ihrer Mitte, die dann einmütig einen Papst aushandelten.

Konklave heute komplizierter: Nicht mehr 70 Prozent Italiener

Kirchenhistoriker Wolf wünscht sich eine Wiedereinführung der Kompromisswahl: "Das finde ich, ist ein ganz wichtiges Instrument, gerade bei einem großen Kardinalskollegium, wie wir es jetzt haben, bei einem internationalisierteren, wo sich die Kardinäle nicht mehr so kennen wie früher, als ohnehin 70 Prozent Italiener waren."

Wolf sieht aber noch weiteren Reformbedarf. Und zwar in Bezug auf die gesundheitliche Situation eines Papstes. Der medizinische Fortschritt werfe hier noch einmal ganz neue Fragen auf. Noch immer sei nicht geklärt, was passiere, wenn der Papst ins Koma falle oder "geistig unzurechnungsfähig", also dement werde, so der Vatikanexperte. "Er kann dann nämlich selber nicht mehr zurücktreten. Er kann seinen Rücktritt ja nur erklären in vollem Bewusstsein seiner geistigen Fähigkeiten."


Vatikan-Experte: Kirche könnte in ausweglose Situation stürzen

Wolf fürchtet: Die katholische Kirche könnte in eine ausweglose Situation stürzen, wenn es nicht bald eine Papstwahl-Reform gibt.

"Aber da will natürlich niemand ran, weil der Papst von niemandem gerichtet werden kann - außer von Gott. Und da muss man aber trotzdem, um eine Rechtssicherheit reinzukriegen, die Konklave-Ordnung entscheidend und möglichst schnell ändern." Kirchenhistoriker Hubert Wolf

Ändern oder reformieren kann die Konklave-Ordnung, also wie die Versammlung der zur Papstwahl zugelassenen Kardinäle abläuft, aber auch nur einer: der Papst selbst.

Grafik zur Papstwahl: Wahlergebnisse von 1903 bis heute.
https://drive.google.com/uc?export=view&id=17TKkUZzhDFJCLJpPH9cdZAfPfnfTJUes

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

ZENTRALTAGUNG LUGANO, 20. - 22. JUNI 2025

Liebe Mitglieder der Vereinigung der ehemaligen Päpstlichen Schweizergardisten. Dieses Jahr findet unsere Generalversammlung, zum ersten Mal seit der Gründung unserer Vereinigung vor über 100 Jahren, in der italienischen Schweiz statt.  Die erste Herausforderung für das Organisationskomitee bestand darin, den Titel unseres Treffens auf Italienisch zu übersetzen. Mit der Wahl von „Festa Centrale“ wollen wir den festlichen Charakter unseres Anlasses unterstreichen und das Programm, das sich über drei Tage erstrecken wird, soll dies widerspiegeln. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und das OK mit seinen Helferinnen und Helfern setzt alles daran, für euch ein grossartiges Fest auf die Beine zu stellen!  Siehe Informationen via  LINK.

Gardisten tauschen Hellebarde gegen Achterbahn: Päpstliche Schweizergarde im Adrenalinrausch im Europa-Park

Vom Vatikan nach Rust: Eine besondere Verbindung Die Entscheidung, den Europa-Park zu besuchen, basiert auf einer langjährigen Beziehung zwischen der Schweizergarde und der Inhaberfamilie Mack. Oberst Christoph Graf, Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde, betonte die Bedeutung dieses guten Kontakts für den erneuten Besuch. Insgesamt 88 Gardisten machten sich in drei Gruppen auf den Weg zum Jahresausflug, während einige im Vatikan zurückblieben, um die Sicherheit des Papstes zu gewährleisten. Interessanterweise haben der Vatikan und der Europa-Park eine Gemeinsamkeit: Beide ziehen Besucher aus aller Welt an. Im Erlebnishotel „Colosseo“ des Parks können Gäste sogar eine Uniform der Schweizergarde aus nächster Nähe bewundern – ein faszinierender Brückenschlag zwischen beiden Welten. Harte Anforderungen und große Ehre Die Aufnahme in die Schweizergarde ist kein leichtes Unterfangen. Oberst Graf erläuterte die strengen Kriterien: Schweizer Staatsbürgerschaft, katholischer Glaube, abgele...

Von Messe bis Mord: Aus dem Leben eines Schweizer Gardisten

In der Schweizer Garde war Frowin Bachmann 31 Jahre lang für die Sicherheit des Papstes mitverantwortlich. Er reiste mit ihm durch die Welt – und lebte direkt an seiner Seite. Frowin Bachmann diente in der Schweizer Garde. Erst nach vielen Dienstjahren wurde er Bodyguard des Papstes © Osservatore Romano In der Schweizer Garde war Frowin Bachmann 31 Jahre lang für die Sicherheit des Papstes mitverantwortlich. Er reiste mit ihm durch die Welt – und lebte direkt an seiner Seite. Der Schweizer Frowin Bachmann hat flinke, wache Augen, seine Haare sind militärisch kurz geschnitten, der drahtige Körper immer in Bewegung. 31 Jahre lang diente der 59-Jährige im Vatikan, kaum ein Nicht-Priester hatte so viel Einblick in das Leben der Päpste wie er.  Dabei hatte er sich ganz am Anfang eigentlich nur für zwei Jahre verpflichten wollen. "Ich wuchs in einer katholischen Familie im Dorf Freienbach im Kanton Schwyz auf, hatte eine Banklehre gemacht. Nun wollte ich die Welt sehen. Und Fremd...