«Viele von Ihnen sind für das heutige Ereignis aus anderen Hauptstädten angereist und reihen sich damit in die ansehnliche Zahl der in Rom residierenden Botschafter ein, zu denen bald auch der Botschafter der Schweizerischen Eidgenossenschaft hinzukommen wird», sagte Papst Franziskus laut «Vatican News» zu den anwesenden Diplomatinnen und Diplomaten.
© Boris Burkhardt
Der Schweizer Botschafter im Vatikan in der Schweizergarde-Ausstellung
Unter ihnen war auch Denis Knobel. Er ist Schweizer Botschafter in Slowenien und vertritt von dort aus die Schweiz am Heiligen Stuhl. Gegenüber «Vatican News» äusserte Knobel seine Freude darüber, dass Papst Franziskus die Schweiz zum ersten Mal explizit in seiner Rede erwähnte und die Schweizer Botschaft am Heiligen Stuhl willkommen hiess. «Wir befinden uns auf einem Höhenflug in den diplomatischen Beziehungen Schweiz und Vatikan», sagte Knobel.
Verstärkter Austausch in der Friedenspolitik
Der Bundesrat hatte am 1. Oktober 2021 bekannt gegeben, beim Heiligen Stuhl eine Botschaft einzurichten. Diese wird auch für die Beziehungen zu Malta und San Marino zuständig sein. Wann genau das der Fall sein soll, ist unklar. EDA-Sprecher Pierre-Alain Eltschinger bestätigte am Montag gegenüber kath.ch, dass die Vorbereitungen im Gange seien: «Das EDA wird zu gegebener Zeit darüber informieren.»
Botschafter Denis Knobel sagte zu «Vatican News»: «Der Botschaftssitz ist der Abschluss eines langen Prozesses, und ich bin sehr stolz und froh, dass wir das hier wirklich auch umsetzen können.» Dem Heiligen Stuhl wie auch der Schweiz gehe es um den verstärkten Austausch in der Friedenspolitik. «Ich glaube, beide Seiten setzen sich sehr stark zugunsten des Friedens, der Bekämpfung des Krieges, der Armut und der Ungerechtigkeit in der Welt ein.»
Erneute Forderung nach Kurswechsel
Bei dem Treffen mit dem Diplomatischen Korps äusserte sich Papst Franziskus auch zur EU-Migrations- und Asylpolitik. Er erneuerte seine Forderung nach einem Kurswechsel. «Es ist notwendig, die Gleichgültigkeit zu überwinden und die Vorstellung zurückzuweisen, dass Migranten das Problem von anderen sind.» Das Ergebnis eines solchen falschen Ansatzes sei «die völlige Entmenschlichung von Migranten».
Politische Erpressungswaffe
In sogenannten Hotspots würden sie zur leichten Beute von Kriminellen und Menschenhändlern. Verzweifelte Fluchtversuche seien die Folge – mit bisweilen tödlichem Ausgang. Manche Akteure nutzten die Betroffenen als «politische Erpressungswaffe», kritisierte Franziskus. Es verstosse aber gegen die Menschenwürde, sie zu einer Art «Verhandlungsware» zu machen.
Papst Franziskus begrüsst Flüchtlinge auf Lesbos, 2016.
Der Papst rief die EU auf, im Umgang mit dem Thema Migration ihren «inneren Zusammenhalt» zu finden. «Es ist in der Tat notwendig, ein kohärentes und umfassendes System zur Steuerung der Migrations- und Asylpolitik zu schaffen», betonte er. Nur so könne die Verantwortung für Aufnahme, Prüfung von Asylanträgen, Umverteilung und Integration gerecht geteilt werden. (jas/cic)
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