Papst Franziskus hat mit einem ungewöhnlichen Schritt auf den russischen Einmarsch in die Ukraine reagiert: Er ist am Freitag persönlich in die russische Botschaft im Vatikan gegangen. Wie das vatikanische Presseamt bestätigte, brachte der Papst bei dem knapp halbstündigen Gespräch mit Botschafter Alexander Awdejew „seine Sorge über den Krieg zum Ausdruck“.
Beobachtern zufolge ist es das erste Mal, dass ein Papst während eines Konflikts direkt eine Botschaft aufgesucht hat. Gewöhnlich beruft das Staatssekretariat des Vatikan die Botschafter ein.
Der Papst habe etwa 30 Minuten in der Botschaft verbracht, wie Vatikan-Sprecher Matteo Bruni erläuterte. Er wollte sich allerdings nicht zu einem Bericht äußern, wonach der 85-jährige die Vermittlung des Vatikan angeboten habe.
Twitter-Videos zufällig anwesender Journalisten zeigten einen Fiat 500 mit dem Papst, wie er das Botschaftsgebäude verlässt, das wenige hundert Meter vom Petersplatz entfernt liegt. Unklar ist bislang, ob das Kirchenoberhaupt auch die ukrainische Botschaft am Vatikan besucht.
Am Mittwoch hatte Franziskus zu einem Fast- und Gebetstag für die Ukraine am kommenden Aschermittwoch aufgerufen. Nach dem Angriff russischer Streitkräfte am Donnerstag erklärte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, es sei noch Raum für Verhandlungen und Vernunft, „die die Welt vor dem Wahnsinn und Schrecken des Krieges bewahrt“. Und weiter: „Wir Gläubigen verlieren nicht die Hoffnung auf einen Schimmer von Gewissen seitens derer, die die Geschicke der Welt in ihren Händen halten.“
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