Seit Mittwochvormittag brodelt die Gerüchteküche, was im Fall des Todes des emeritierten Papstes Benedikt XVI. passiert. Leserfragen und Recherchen haben ergeben, was zu Beerdigung, Grablege und Glockengeläut bekannt ist.
Nachdem Papst Franziskus gestern "Er ist sehr krank" sagte, rumort es in der katholischen Welt. Mit dem möglicherweise bevorstehenden Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. stellen sich einige Fragen. Katholisch.de versucht, erste Leserfragen zu beantworten.
Was passiert nach dem Tod des Emeritus?
Das ist nicht konkret geregelt. "Der Tod eines emeritierten Papstes ist eine neue Situation", erklärt der ehemalige Bonner Liturgiewissenschaftler Albert Gerhards. Er geht wie einige Beobachter aber davon aus, dass der Vatikan ein ähnliches Vorgehen plant, wie bei den Trauerfeierlichkeiten eines im Amt verstorbenen Pontifex. Jedoch mit leichten Anpassungen: "Man muss sich die liturgischen Abläufe genau anschauen und an den richtigen Stellen modifizieren", so Gerhards. Ratzinger werde sicher mit den üblichen Ehren eines verstorbenen Papstes bestattet werden. Schließlich könne man ihn nicht wie einen Kardinal bestatten. "Der Papa Emeritus legte bisher immer viel Wert auf diese Rolle und Franziskus hat seine selbstgewählte Rolle respektiert." Die dadurch entstandene Unklarheit zeige sich nun noch einmal "in dieser bestürzenden Situation". Optisch sei Benedikt nie ganz zurückgetreten, daher müsse auch für die Bestattung ein entsprechendes Vorgehen gefunden werden, erklärt Gerhards. "Ich glaube, dass es einen Kompromiss zwischen dem barocken Stil Ratzingers und der Schlichtheit wie sie Franziskus bevorzugt geben wird." Manche Experten gehen davon aus, dass sich der Vatikan auch an Trauerfeiern für emeritierte Bischöfe orientieren könnte. Immerhin ist der Papst auch Bischof von Rom. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden zur Bestattung Gäste aus aller Welt in den Vatikan kommen.
Bei Papstbeerdigungen gilt eine
simple Sitzordnung, sie ergibt sich aus der Reihenfolge der
französischen Ländernamen. Das führt dann auch mal dazu, dass
verfeindete Länder nebeneinandersitzen. Bei der Beerdigung von
Johannes Paul II. (2005) waren 17 Könige, Königinnen und Prinzen,
drei Kronprinzen, 57 Staatsoberhäupter, 28 Regierungschefs, zwölf
Außenminister, 157 staatliche Delegationen, 14 Vertreter
internationaler Organistaionen und 14 abgesandte anderer Religionen
nach Rom gereist.
Hat Benedikt XVI. bereits die Sterbesakramente empfangen?
Man kann davon ausgehen, dass Benedikt neben medizinischer Versorgung auch spirituell begleitet wird. In den Tagen des Sterbens von Johannes Paul II. informierte der Vatikan regelmäßig über die liturgischen Feiern im Sterbezimmer und die Sakramente, die dem Sterbenden gespendet wurden.
Wer beerdigt einen emeritierten Papst?
Auch dazu gibt es noch keine Informationen. Die Liturgie wird wohl entweder von Franziskus oder beispielsweise dem Dekan des Kardinalkollegiums geleitet. Das ist zurzeit Giovanni Battista Re, der seit Frühjahr vielen Gottesdiensten vorstand, weil auch Papst Franziskus gesundheitlich angeschlagen ist. Wahrscheinlich ist, dass Franziskus die "Ultima Commendatio" (Aussegnung) und "Valedictio" (Verabschiedung) vornimmt. Das tut er auch beim Tod eines Mitglieds des Kardinalskollegiums.
Wo werden Päpste eigentlich beerdigt?
Einige Päpste liegen in den Grotten von St. Peter in der Nähe des Petrusgrabes. Dort haben 23 der 264 verstorbenen Päpste ihre letzte Ruhestätte gefunden. Seit Pius X. (1903-1914) wurden alle nachfolgenden Päpste dort begraben. Manche Päpste wurden von dort in die Basilika umgebettet. So wurden beispielsweise die Gräber der Päpste Johannes Paul II. und Johannes XXIII. nach ihrer Seligsprechung hoch in die Petersbasilika verlegt. Andere Päpste liegen in römischen Kirchen. Oft weil sie eine besondere Verbindung zu der Kirche hatten oder während der Bauzeit von Neu-Sankt-Peter gestorben sind. Die Gräber der "deutschen" Päpste sind bzw. waren in Alt St. Peter (Bonifatius II.); den Grotten von St. Peter (Gregor V.; Leo IX.; Viktor II.); San Lorenzo Fuori le mura, Rom (Damasus II.); S. Maria dle Fiore, Florenz (Stephan IX.), S. Maria dell`Anima, Rom (Hadrian VI.). Ein Papstgrab gibt es auch in Deutschland: Clemens II. liegt im Bamberger Dom. Benedikt XVI. soll nach Informationen seines Biografen Peter Seewald verfügt haben, im früheren Grab Johannes Pauls II. bestattet zu werden, da er sich seinem Vorgänger sehr verbunden fühle.
Das Papstgrab Clemens' II. im Bamberger Dom. Clemens war sehr eng mit Bamberg verbunden – er bezeichnete die Stadt sogar als seine "geliebte Braut".
Läuten alle Kirchenglocken, wenn der emeritierte Papst stirbt?
Auch das ist noch nicht klar, aber sehr wahrscheinlich: Im Erzbistum Köln etwa wird man sich an das Procedere beim Tod eines amtierenden Papstes halten. Also wird auch der “Dicke Pitter”, die Petersglocke, läuten. Das Erzbistum wird dann zum Gebet für den Verstorbenen aufrufen und Trauermöglichkeiten für die Gläubigen schaffen. Zudem wird ein zentraler Gedenkgottesdienst stattfinden. Vom Tag des Todes bis zur Bestattung werden die Kirchen im Rheinland trauerbeflaggt. Auch in Ratzingers Heimatbistum Passau ist man auf den Fall der Fälle vorbereitet. Dort werden im Todesfall alle Pfarreien in ein gemeinsames Trauergeläut einstimmen. Bis zum Tag der Beisetzung werden auch hier die Kirchen und kirchlichen Gebäude halbmast oder mit Trauerflor beflaggt.
Wann hat das letzte Mal ein Papst seinen Vorgänger beerdigt?
Dass ein Papst einen anderen Papst beerdigt, kann nicht passieren. Seit seinem Rücktritt ist Benedikt nicht mehr amtierender Papst der römischen Kirche, sondern emeritierter Papst bzw. emeritierter Bischof von Rom. Wenn man so will, hat jedoch Kardinal Ratzinger – der spätere Benedikt XVI - 2005 seinen Vorgänger Johannes Paul II beerdigt.
Wie sieht es gerade in Rom aus?
Ein Blick in die sozialen Netzwerke zeigt: außer dem Eintreffen zahlreicher Journalisten geht Rom seinem Alltag nach. Das Team der deutschen Redaktion von Radio Vatikan fühlt sich an die Tage rund um den Tod von Johannes Paul II. erinnert. "Viele sind besorgt und fragen uns vom deutschen Programm von Radio Vatikan, weil wir ja immer eine besondere Beziehung zu diesem Papst und diesem Pontifikat hatten", berichtet die Redaktion von Radio Vatikan. Auf dem Petersplatz sei das Bild weihnachtlich-normal: "Pilger und Touristen streifen über die Piazza, viele bleiben an der Krippe vor dem Obelisken stehen. Bestimmt beten auch viele im Stillen hier für Benedikt, der so oft in seiner Zeit als Papst 2005-13 hier auf dem Petersplatz die Messe gefeiert hat." Insgesamt sei jedoch bisher keine Aufregung in der Stadt zu spüren. Auch rund um Benedikts Residenz in den Vatikanischen Gärten sei dem Vernehmen nach alles wie immer, "durch die Gärten ziehen die üblichen Grüppchen von Touristen", heißt es bei Radio Vatikan.
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