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Befana und der Papst

Sind Hexen und Christentum vereinbar? Im Brauchtum zumindest schon. Italiens Befana-Tradition verbindet Christentum und Heidentum. Vatikanexperte Ulrich Nersinger erklärt das Phänomen. Ihm zufolge störten sich die Päpste nicht daran.

Befana an Erscheinung des Herrn

Wer oder was ist diese Befana, und wie ist diese Tradition entstanden?

Die Figur Befana hat sich aus der Verballhornung der griechischen Bezeichnung für den 6. Januar, Epiphanie, die Erscheinung des Herrn, entwickelt. 

Aus dem griechischen Wort "Epiphania" (Offenbarwerden, Erscheinung) wurde im italienischen Volksmund erst Befania und später Befana. 

"Eine Hexe, eine Dämonin, aber mit guten Absichten."

Man hat aus Befana dann eine freundliche, alte Hexe gemacht, die zur Zeit der Geburt Christi auf ihrem Besen nach dem Neugeborenen suchte – also eine Hexe, eine Dämonin, aber mit guten Absichten. Man könnte das vielleicht ein wenig mit unserer deutschen Frau Holle vergleichen.

Eine liebe Hexe also, der in Rom früher auch ein eigener Markt gewidmet wurde?

Ja, den gibt es sogar noch heute. In den vergangenen Jahren wurde er zeitweise ausgesetzt, auch durch Corona, aber jetzt gibt es ihn wieder. Wir finden ihn auf der Piazza Navona, den Befana-Markt. Das ist eine Art Kinderbelustigung mit Karussells, aber auch viele Erwachsene besuchen den Markt.

Eine Befana-Darstellung im italienischen Como am Hochfest der Erscheinung des Herrn am 6. Januar 2017 

Die Kinder hatten sich immer gefragt, wie sieht die Befana aus, wie sollen wir sie uns vorstellen? Deshalb finden Sie auf diesem Platz eine Vielzahl von Stoffpuppen, die die Befana auf ihrem Besen darstellen.

Die Befana als Figur und ihr Ritual sind aus dem Volk heraus entstanden. Wie hat denn der Vatikan auf dieses Brauchtum reagiert? Hatte man das immer gelassen hingenommen, oder hatte da Papst ein schon einmal gesagt: Das geht eigentlich nicht.

Ja, wir können einfach einen Blick auf den 6. Januar dieses Jahres werfen. Auf dem Petersplatz beim Angelus-Gebet standen die Heiligen Drei Könige, also all die Kinder, die dem Sternsinger-Ritus folgen, friedlich neben der Vereinigung "Viva la Befana" – zu deutsch: "Es lebe die Befana". 

"Ich habe versucht, zu klären, ob sich Päpste darüber aufgeregt oder negativ geäußert haben – aber ich habe dazu nichts gefunden."

Sie standen brav und friedlich nebeneinander, und auch der Papst hat sich in keiner Weise aufgeregt. Ich habe versucht, in die Geschichte zurückzugehen, um zu klären, ob sich Päpste darüber aufgeregt oder negativ geäußert haben – aber ich habe dazu nichts gefunden.

Die Befana ist also bis in die heutige Zeit hinein eine beliebte Figur. Haben sich auch andere Länder den Brauch abgeguckt oder ist er auf Italien begrenzt?

Er ist eigentlich auf Italien begrenzt. Der 6. Januar war ursprünglich der Tag der Bescherung in Italien, also nicht in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember, sondern vom 5. auf den 6. Januar. Mit der Zeit hat sich das in Italien jedoch etwas geändert – positiv für die Kinder übrigens. 

Heute ist es so, dass zu Weihnachten eine Bescherung kommt und am 6. Januar dann noch eine. Größere Geschenke werden zwar heute eher zu Weihnachten gemacht, aber es ist immer noch Brauch, dass die Kinder am 6. Januar in ihren Strümpfen Kleinigkeiten oder Süßigkeiten finden.

Das Interview führte Elena Hong.

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