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Ein spezieller Einsatz im Vatikan

Schüpfheim: Vreny Allessandri-Stadelmann kann nicht nur gut jodeln – sie kann auch bestens kochen. Das hat sie bei ihrem fünfwöchigen Einsatz bei der Schweizergarde bewiesen.


In der Küche der Gardisten-Kantine wird in grossen Mengen gekocht, merkte
Vreny Alessandri-Stadelmann rasch. / Bild: zvg

«Eigentlich wollte ich nur einmal eine Auszeit nehmen, für ein paar Wochen an einen Ort reisen, wo mich niemand kennt – aber schon am dritten Tag wussten alle ringsum, wer ich bin», meint Vreny Alessandri-Stadelmann und lacht. Eine Kollegin ihrer Tochter hatte ihr dieses Rom-Projekt schmackhaft gemacht. «Sie wusste, dass ich gerne koche und schlug mir vor, ich solle mich doch dort bewerben.» Dafür benötigte Vreny Alessandri-Stadelmann allerdings noch einige Papiere: ein Leumundszeugnis und ein Empfehlungsschreiben der Pfarrei. Das war für sie als langjährige Pfar­reisekretärin kein Problem. Bald kam die Nachricht aus Rom zurück, sie sei gewählt. «Was habe ich mir da ein­gebrockt?», habe sie sich damals gedacht. «Mit gemischten Gefühlen reiste ich ab.»


Grosse Pfannen

Vom ersten Tag an war sie gefordert: Käse- und Fleischplatten fürs Frühstück richten, Salatbüffets für Mittag- und Nachtessen vorbereiten, Mittagsmenüs kochen, dann das Nachtessen, und das alles für 140 Personen. «Ja,
die Pfannen waren grösser als zuhause!». Ein Küchenchef war da, der die Sache verantwortete, «aber der war meistens im Büro.» Daneben standen vier polnische Klosterfrauen im Einsatz, die stets Befehle und Anweisungen gaben. «Auf Polnisch, zum Glück gibts auch dafür eine Übersetzungs-App. Wir konnten uns so recht gut verständigen.» Die Gardisten jubelten jeweils, wenn der Küchenchef seiner Helferin aus dem Entlebuch freie Hand liess und sie hin und wieder zum Nachtessen einen echt-schweizerischen Leckerbissen auftischen konnte: Älplermagronen, Wurst-Käse-Salat mit Rösti oder ein feines Sonntagsdessert wie beispielsweise Brönnti Creme. «Dieses Dessert ist mir noch selten so gut geraten und dabei habe ich noch nie eine solch grosse Menge zubereitet».


Spontane Jutze

Und das Jodeln ihr Talent Nr. 1? Da gerät Vreny Alessandri-Stadelmann ins Erzählen: «Einer der Gardisten, ein Appenzeller, wollte unbedingt jutzen lernen. Also habe ich ihm das Wichtigste beigebracht. Einmal während des Gottesdienstes in der Gardekapelle schaute der Garde-Kaplan, während der Gabenbereitung plötzlich zu mir: ‹Gäll Vreny, du singsch üs eis zur Gabebereitig.› Ganz spontan jodelte ich dann den Höchobe-Jutz, der in dieser Kapelle besonders zur Geltung kam. Vor dem Schlusssegen forderte er mich dann noch einmal auf, und das Jodellied «s´Chilchli» hat ganz speziell gepasst. Das machte sogar mir Hühnerhaut.» Anfang Mai war die Vereidigung der neuen Gardisten. Viel Prominenz aus Kirche und Politik war anwesend, Bischof Felix Gmür, Priester aus al-len Richtungen, Bundespräsidentin Viola Amherd, die ehemaligen Bundesrätinnen Ruth Metzler und Doris Leuthard. «Kardinal Kurt Koch, der in Rom wohnt, freute sich sehr, mich wieder zu sehen, trafen wir uns doch vor Jahren im Pfarrhaus Schüpfheim. Eine grosse Freude war für mich, die zwei ehemaligen Gardisten Lukas Wicki und Dominik Zemp aus Escholzmatt zu treffen. Sie waren extra zur Vereidigung nach Rom gereist.» Auch Alt-Korpskommandant Beat Fischer war aus der Schweiz angereist. «Als er erfuhr, dass ich hier in der Garde koche, stiess er ein «Das git´s doch nid!» hervor und kam zu mir in die Küche, wo ich dann extra für ihn ein Jützi nahm. Da zückten sogar die polnischen Schwestern ihr Handy!»


Besonderes Geschenk

Vreny Alessandri-Stadelmann lernte auch Anton kennen, den Gardisten, welcher schon 23 Jahre in der Garde lebt. Er ist der engste Begleiter des Papstes, kennt seine Agenda, begleitet ihn, wo er geht und steht. «Wir verstanden uns vom ersten Augenblick an gut. Jeden Tag kam er in die Kantine, und wir tranken am Abend zusammen ein Glas Wein», berichtet sie. Eines Morgens habe er ihr ein Schächtelchen in die Hand gedrückt. Das habe ihm eben der Papst gegeben,
als er diesen zum Helikopterplatz begleitete, und dies möchte er gerne noch ihr schenken, bevor er in sein Büro gehe. Darin war ein Rosenkranz. «Weisst du, wie mich das gefreut hat. Viele Geschenke durfte ich in mei-
ner langen Karriere entgegennehmen, aber dieses eine Geschenk hat für mich eine besondere Bedeutung», berichtet Vreny Alessandri-Stadelmann. 
Den Papst selber bekam sie nicht oft zu Gesicht. «Ich hatte zwar einen Badge, der mir beinahe alle Türen des Vatikans öffnete, aber natürlich nicht die Privaträumlichkeiten von Papst Franziskus.» An einer der Audienzen auf dem Petersplatz erlebte sie ihn dann doch hautnah, als er in seinem Papamobil rund um den Platz chauffiert wurde, direkt an ihrem Stuhl vorbei.


Tolle Aussicht

Vreny erlebte viele gute Gespräche mit jungen Gardisten. «Am Tag vor der Abreise begleitete mich Anton noch auf die Kuppel des Petersdoms, was ein weiteres Highlight des Aufenthalts war.» Als der fünfwöchige Einsatz zu Ende ging, meinte einer der Gardisten: «Jetzt müssen wir hungern, bis du wieder kommst». Sie werde diesen Aufenthalt mit Sicherheit wiederholen, meint Vreny Alessandri-Stadelmann ihrerseits. «Es wäre schön, wenn dann auch zwei, drei Entlebucher unter den Gardisten anzutreffen wären!»


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