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Im Ernstfall beschützt er den Papst mit seinem Leben

In diesem Jahr hat Florian Fürst Wädenswil verlassen und ist nach Rom gezogen. Dort hat er sich in den Dienst des Papstes gestellt, als Gardist.


Im Mai legte Florian Fürst im Vatikan den Eid als Schweizergardist ab.

Foto: Jessica Krämer – Guardia Svizzera Pontificia

Seit drei Monaten ist Florian Fürst Mitglied der Schweizergarde. Anfang Mai wurde er vereidigt. Seither wohnt der 22-Jährige in der Kaserne des Vatikans und hat regelmässige Diensteinsätze. Zusammen mit den anderen Gardisten ist es seine Aufgabe, den Papst zu verteidigen und die Eingänge zum Staat und zum Apostolischen Palast zu bewachen. Im Interview, das aufgrund seiner unregelmässigen Dienstzeiten schriftlich geführt werden musste, beschreibt Florian Fürst, was ihn dazu bewogen hat, in die Schweizer Garde einzutreten, und was er seither erlebt hat.

Herr Fürst, wann hatten Sie erstmals die Idee oder den Wunsch, Schweizergardist zu werden?

Als ich 11 Jahre alt war, habe ich mit meinen Eltern eine Romreise gemacht und dort zum ersten Mal die Schweizergarde gesehen. Ich habe die Schweizergardisten sehr bewundert und wollte selbst einmal Gardist werden.

Und diesen Wunsch haben Sie über die Jahre weiter gehegt?

Nein, er geriet in Vergessenheit. Erst als ich das Militär absolvierte, kam der Wunsch, der Garde beizutreten, wieder auf.

Was fasziniert Sie an der Schweizergarde?

Besonders interessant finde ich die Geschichte dieses einzigartigen Militärkorps und dass dieses schon seit beinahe einem halben Jahrtausend besteht.

Welche Voraussetzungen mussten Sie mitbringen, um der Schweizergarde beitreten zu können?

Gardist kann man nur werden, wenn man der römisch-katholischen Kirche angehört, Schweizer Bürger, männlich, ledig und im Alter zwischen 19 und 30 Jahren ist. Zudem darf man nicht kleiner als 1,74 Meter sein und muss eine einwandfreie Gesundheit sowie einen einwandfreien Leumund haben. Auch eine Berufslehre oder die Matura muss man vorweisen können sowie den Dienst in der Schweizer Armee. Hat man all diese Dokumente zusammen, werden in einigen Test die Psyche, das logische Denken und die Persönlichkeit geprüft. Schliesslich verpflichtet man sich für 26 Monate.

Wer entscheidet am Ende, ob man Schweizergardist wird?

In einem abschliessenden Gespräch mit dem Kommandanten und dem Kaplan entscheidet sich dann, ob man für die Garde geeignet ist oder nicht.

Wie haben Ihre Eltern und Ihr Umfeld auf Ihr Vorhaben reagiert?

Meine Familie hat mich in meiner Entscheidung sehr unterstützt. Auch meine Freunde haben meine Entscheidung respektiert, auch wenn es für den einen oder anderen etwas komplett Neues war. Ein Teil meines Umfelds reagierte auch mit Unverständnis für mein Vorhaben und machte dementsprechende Bemerkungen.

Mit dem Eintritt in die Schweizergarde haben Sie sich in den Dienst des Papstes gestellt und würden ihn im Ernstfall sogar mit Ihrem Leben beschützen. Warum?

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Vielleicht kann man dies als Nichtkatholik auch nicht so einfach verstehen. Meiner Ansicht nach geht es nicht darum, einen betagten Mann vor dem Tod zu bewahren. Wenn der Papst stirbt, wird ein neuer gewählt. Es ist jedoch etwas anderes, wenn der Papst angegriffen wird, denn das ist gleichzeitig ein Angriff auf die katholische Kirche. Der Papst ist aus katholischer Sicht der Nachfolger von Petrus und somit das Vermächtnis von Jesus Christus. Dieses Vermächtnis schützen wir Gardisten mit unserem Leben.

Florian Fürst steht für 26 Monate im Dienst des Papstes.

Foto: Jessica Krämer – Guardia Svizzera Pontificia

Wie haben Sie die ersten Monate in der Schweizergarde erlebt?

Die ersten Monate waren sehr fordernd. Vor der Vereidigung mussten wir während zweier Monate die Rekrutenschule absolvieren. Anschliessend waren die Ostertage mit vielen Veranstaltungen. Dann haben wir bereits mit den Vorbereitungen für die Vereidigung begonnen. Ich hatte ein vollgepacktes Programm.

Sind Sie dem Papst schon begegnet?

Das erste Mal bin ich ihm am Tag meiner Vereidigung begegnet. Damals hatten wir 34 neuen Gardisten eine Privataudienz bei ihm. Seither sehe ich ihn immer mal wieder während meines Dienstes. Er hat mir schon die Hand geschüttelt und gibt ab und zu ein kleines Geschenk. Manchmal fährt er auch einfach an uns Gardisten vorbei.

Können Sie Ihren Dienstalltag beschreiben?

Einen richtigen Alltag gibt es eigentlich nicht, denn kein Tag ist wie der andere, und man erlebt immer etwas Neues. Grundsätzlich muss man seinen für den jeweiligen Tag zugeteilten Dienst abarbeiten. Dieser kann am Morgen, am Nachmittag oder in der Nacht sein. Vor dem Dienst ziehe ich meine Uniform an und esse etwas in der Mensa. Nach dem Dienst hänge ich meine Uniform auf, gehe duschen, unternehme etwas mit Kameraden oder gehe ins Bett.

Gab es auch schon besondere Ereignisse, denen Sie beiwohnen durften?

Während der Osternachtsmesse durfte ich die Ehrenwache halten. Jene Gardisten müssen mit den Hellebarden absolut still und unbeweglich stehen. Speziell war, dass auch meine Eltern anwesend waren.

Und wie gestalten Sie Ihre Freizeit?

Ich versuche, in meiner Freizeit möglichst viel Sport zu machen und die Kaserne zu verlassen. Dann gehe ich ans Meer oder besichtige Rom. In der Kaserne gibt es ein Fitnesscenter und eine Turnhalle. Man darf sogar in den Gärten des Vatikans sein Work-out machen. Ausserdem haben wir eine Bibliothek, zu der wir freien Zugang haben.

Wie oft dürfen Sie nach Hause in die Schweiz reisen?

Ich habe 30 Tage Ferien im Jahr.

Was schätzen Sie an Ihrer Heimat?

Die sauberen Strassen, das trinkbare Wasser und den Schnee.

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