Vatikanstadt ‐ Notfalls geben sie ihr Leben für den Papst – die 135 Schweizergardisten im Vatikan. Am Samstag schworen 27 junge Männer dem katholischen Kirchenoberhaupt persönlich ihre Treue. Ein ungewöhnlicher Vorgang.
Das gab es seit 1968 nicht mehr: 27 neue Schweizergardisten haben Papst Leo XIV. am Samstag persönlich ihre Treue geschworen. Bei der feierlichen Vereidigung im Vatikan versprachen die jungen Männer, den Papst und seine rechtmäßigen Nachfolger notfalls unter Einsatz ihres Lebens zu schützen.
Am Tag zuvor hatte Leo XIV. überraschend sein Kommen zu der feierlichen Zeremonie Vatikans angekündigt. Es war die erste Teilnahme eines Papstes an dem Akt seit dem Jahr 1968. Üblicherweise vertritt der Substitut des Staatssekretariats – aktuell Erzbischof Edgar Pena Parra – das Kirchenoberhaupt bei der Feier. Er ist der Verwaltungschef und die "Nummer Drei" des Vatikans.
Papst dankt und lobt
Papst Leo XIV. dankte in einer kurzen Ansprache den Gardisten für ihren Dienst. Dieser sei ein sehr wichtiges Zeugnis in der heutigen Welt. Er vermittle die Bedeutung von Disziplin, Opferbereitschaft und einem Leben im Glauben, das allen jungen Menschen den Wert des Lebens, des Dienens und des Denkens an andere vor Augen führe.
An der Vereidigung nahmen auch hochrangige Vertreter aus der Schweiz teil, darunter Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter. Die Schweizer Bischofskonferenz wurde von ihrem Vizepräsidenten, Bischof Joseph Bonnemain von Chur, vertreten. Auch der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch war unter den rund 4.000 Gästen.
Ursprünglich hatte die Vereidigung wie jedes Jahr am 6. Mai stattfinden sollen. An diesem Tag im Jahr 1527 starben 147 Gardisten bei der Verteidigung von Papst Clemens VII. während der Plünderung Roms (Sacco di Roma). Doch wegen des Todes von Papst Franziskus am 21. April wurde der Termin verschoben.
Insgesamt 135 Männer dienen in der Schweizergarde; Papst Franziskus hatte seine Leibgarde deutlich aufgestockt. Die Hauptaufgabe der Gardisten ist, über die Sicherheit der Person und der Residenz des katholischen Kirchenoberhaupts zu wachen. Zudem begleiten sie den Papst auf Reisen, kontrollieren die Eingänge zum Vatikanstaat und nehmen Ordnungs- und Ehrendienste wahr. Während ihrer mindestens 26-monatigen Dienstzeit sind die Gardisten Bürger des Vatikanstaates. Kommandant der Schweizergarde ist seit 2015 Christoph Graf.
Kasernen-Neubau beginnt bald
Mitglied der Garde dürfen katholische Männer werden, die in ihrer Schweizer Heimat Militärdienst geleistet haben und einen untadeligen Ruf besitzen. Wer Hellebardier wird, muss jünger als 30 Jahre und unverheiratet sein. Länger gediente Gardisten dürfen heiraten.
Nach dem Heiligen Jahr 2025 soll der Neubau der Schweizergarde-Kaserne beginnen. Mit mehr Platz und Zimmern wäre theoretisch auch die Unterbringung von Schweizergardistinnen möglich – die Entscheidung, Frauen zu dem Dienst zuzulassen obliegt jedoch dem Vatikan. (KNA)
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